Eine Schale mit Schokolade steht auf einem Couchtisch.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Hendrik Schmidt

Vorprodukte und Herstellungskosten für Schokolade werden immer teurer. Das spüren Käufer im Supermarkt-Regal.

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Steigender Kakaopreis: Wird Schokolade zum knappen Luxusgut?

Sie liegen sicher in vielen Oster-Nestern, traditionelle Schoko-Hasen. Sie könnten nun teuer werden. Denn der Preis für den entscheidenden Rohstoff Kakao steigt seit Jahresbeginn immer schneller. Klimawandel und Schädlinge gelten als Hauptgründe.

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Schon in den zurückliegenden Monaten sind die Preise für den Rohstoff Kakao zur Schokoladenherstellung immer weiter nach oben geklettert. Verbraucherinnen und Verbraucher bekamen das bereits zu spüren. Nun ist der Importpreis für Kakao so stark gestiegen, wie seit 20 Jahren nicht mehr, meldet das Statistische Bundesamt. Im Januar 2024 hat der Rohstoff 73,4 Prozent mehr gekostet als im vergangenen Dezember.

Seuchen bedrohen Kakaopflanzen

Einige Wissenschaftler sehen Schokolade bereits in ihrer Existenz bedroht. Neben Dürren und klimatischen Veränderungen geht es dabei vor allem um Schädlinge und Krankheiten. Wenn die sich weltweit an der Kakao-Pflanze so stark ausbreiten wie derzeit in Westafrika, könnte es in etwa 35 Jahren so weit sein: Ein großer Teil der globalen Produktion wäre einfach nicht mehr da. Immerhin importierte Deutschland in letzter Zeit mehr als die Hälfte der Kakaobohnen von der Elfenbeinküste und anderen westafrikanischen Ländern.

Die Kakaobäume dort gelten als empfindliche Pflanzen, die mit extremem Wetter nicht klarkommen. Statt Temperaturschwankungen brauchen sie ein konstant warmes und feuchtes Klima, schon gar keine Dürren. Leiden die Bäume unter Hitzestress und anderen Problemen, werden sie leichter Opfer von Schädlingen und Viren.

Missernten wären auch in Südamerika denkbar

So hat sich in Ghana, Togo und Nigeria das Cacao-Swollen-Shoot-Virus ausgebreitet, das eine erhebliche wirtschaftliche Bedrohung darstellt. Die Folge ist eine zunehmende Angebotsverknappung, es ist einfach weniger Rohkakao auf dem Weltmarkt.

Der Preis pro Tonne hat sich im letzten Jahr bereits mehr als verdoppelt auf rund 4.000 Euro. Im Februar wurde nun ein Rekordpreis von 5.500 Euro je Tonne erreicht. Wenn man bedenkt, dass eine Tafel Schokolade zu 35 bis 70 Prozent aus Kakao besteht, sind weitere Preiserhöhungen absehbar.

Hersteller: Auch Schokolade wird teurer

Der Schweizer Chocolatier Lindt & Sprüngli hat im vergangenen Jahr zwar weniger Schokolade verkauft, aber trotzdem mehr Umsatz gemacht. Die zehn Prozent Umsatzplus verdankt Lindt nach eigenen Angaben den gestiegenen Schokoladenpreisen. Dieser Trend werde auch im laufenden Jahr anhalten, damit rechnet das Unternehmen, "sofern die Kakaopreise auf dem aktuellen Niveau bleiben."

Nicht alle Hersteller im Schokoladenland Schweiz kommen mit den hohen Kakaopreisen so gut zurecht, wie Lindt, klagt der Branchenverband Chocosuisse. Für Marken, die weltweit weniger bekannt sind, sei das eine herausfordernde Situation.

Schokoladenpreise schon seit Jahren stark gestiegen

So haben sich die beliebten 100-Gramm-Tafeln auch in den vorangegangenen Jahren bereits deutlich verteuert. Das Statistische Bundesamt berichtete für 2023 von einem Preisanstieg um rund 13 Prozent bei Schokolade und kakaohaltigen Lebensmittelzubereitungen.

Im gleichen Jahr waren die Einfuhrpreise für Kakaobohnen um mehr als die Hälfte nach oben geschossen. Doch angesichts der Missernten scheint das erst der Anfang zu sein. So können die westafrikanischen Länder aktuell nur zwei Drittel ihrer sonst üblichen Erntemengen liefern. Weltweit fehlen damit rund 500.000 Tonnen Kakaobohnen.

Faire Erzeugerpreise immer noch sehr weit entfernt

Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie makechocolatefair.org kritisieren, dass nach wie vor nur etwa acht Prozent vom Endpreis der Schokolade bei den Landwirten in den Anbaugebieten ankommen, während der Gewinn von Kakao-Händlern und Herstellern ein Vielfaches davon beträgt. Noch kritischer sieht es das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): Wenn eine Tafel Milchschokolade in Deutschland einen Euro kostet, dann blieben den Bäuerinnen und Bauern an der Elfenbeinküste nur sechs bis sieben Cent davon.

Viele Bauern lebten trotz des Schokoladen-Booms der vergangenen Jahre in extremer Armut, auch Kinderarbeit sei an der Tagesordnung. Solche Arbeitsbedingungen gelten zusammen mit abgeholzten Regenwäldern als die dunkle Seite bei der Herstellung von Schokolade.

Schokolade ohne Kakao aus München

Schokoladen ohne Milch und ohne Zucker sind längst schon eingeführte Produkte, aber es könnte am Ende auch ohne Kakao funktionieren. Das Münchener Startup Planet A Foods der Geschwister Sara und Maximilian Marquart hat bereits ein solche Produkt entwickelt. Ihre Motivation war, dass Kakao eine schlechte Klimabilanz hat. Ende 2022 verkauften die beiden Gründer eine erste kakaofreie Schokolade mit dem Namen Nocoa über ihren Onlineshop, ein Jahr später gab es die ersten kommerziellen Kunden, die das Produkt übernehmen wollten.

2023 schaffte Planet A Foods es bis in die Supermarkt-Regale von Rewe. Die Schokomasse wird mit regionalem Hafer und Sonnenblumenkernen hergestellt, wie sie auch in Deutschland wachsen. Der norddeutsche Müslihersteller Kölln Flocken verarbeitet diese Schokolade in einigen Müsli-Mischungen. Außerdem ist sie auch für einige kakaofreie Keksprodukte des rheinland-pfälzischen Herstellers Griesson de Beukelaer (Prinzenrolle) als Glasur vorgesehen.

Dieser Artikel ist erstmals am 26. Februar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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