Eine Uferschnepfe in einer Wiese
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Uferschnepfen und andere Wiesenbrüter sollen durch "Chance Natur - Lebensraum Altmühltal" besser geschützt werden.

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Wiesenbrüter-Naturschutzprojekt: Umweltausschuss stimmt dagegen

Rückschlag für ein großangelegtes Wiesenbrüter-Schutzprojekt im Altmühltal: Der Umweltausschuss des Kreistags von Weißenburg-Gunzenhausen hat sich nun dagegen ausgesprochen. Betroffene Landwirte hatten gegen das Vorhaben protestiert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Mit der Absage des Umweltausschusses des Kreistags von Weißenburg-Gunzenhausen, sich am Großprojekt zum Schutz der Wiesenbrüter im Altmühltal zu beteiligen, sinken die Chancen, dass das Projekt "Chance Natur – Lebensraum Altmühltal" wie geplant umgesetzt werden kann. Wie Landrat Manuel Westphal (CSU) vor der Abstimmung mitgeteilt hatte, war bei ihm viel Protest von betroffenen Landwirten gegen das Projekt eingegangen.

Laut Landrat: Landnutzer wollen Schutzprojekt nicht

Die Bundesregierung hält das Altmühltal für eines der letzten Reservate für Brachvogel, Kiebitz und Uferschnepfe und hat zu deren Schutz zehn Millionen Euro in Aussicht gestellt. Landrat Manuel Westphal hat sich in seiner Vorrede in der Sitzung des Umweltausschusses erneut eindeutig gegen das Projekt positioniert. Bei ihm seien 400 Unterschriften gegen die Pläne des Wiesenbrüter-Schutzprojektes von Eigentümern und Pächtern von Flächen eingegangen. Es sei schwierig, etwas durchzuziehen, wenn die Landnutzer im Widerstand seien, so Westphal.

Alternatives Artenschutzprojekt im Konsens möglich?

Landwirte befürchten, dass das Gebiet langfristig zum Naturschutzgebiet erklärt werden könnte. Von den zehn Millionen Euro Fördersumme würde nur ein sehr geringer Teil tatsächlich bei den Landwirten im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen ankommen, rechnete Westphal vor. 60 Prozent der Mittel fließen seinen Worten nach in den Landkreis Ansbach, weil 60 Prozent der Projektfläche dort entlang der Altmühl verlaufen. Von den verbleibenden vier Millionen Euro entfielen rund zwei Millionen für Personalkosten, Flächensicherung und Evaluierung. Rund 1,6 Millionen Euro seien für temporäre Ausgleichszahlungen vorgesehen. Die Zahlen stammen aus den Unterlagen des Projektes.

Der Landrat strebt ein Alternativprojekt an, bei dem die bestehenden Konflikte mit der Landwirtschaft, Fischern und Jägern geklärt werden sollen. "Wir müssen auf Reset drücken", so Westphal. Dabei gehe es beim Artenschutz nicht um die Frage des ob, sondern des wie.

Kreisrat Reinhard Ebert (ÖDP) erklärte, wenn das Projekt nicht kommen werde, würde es der Landwirtschaft trotzdem nicht besser gehen. Ein Alternativprojekt würde erneut Zeit und Geld kosten und vermutlich zu einem ähnlichen Ergebnis kommen, so ein SPD-Kreisrat. Kerstin Zels (Grüne) erklärte, "die Landwirte kommen mir aufgewiegelt vor".

Plan: 7.000 Hektar Fläche im Altmühltal für Wiesenbrüter

In den vergangenen 40 Jahren ist die Zahl der Wiesenbrüter um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Seit dem Jahr 2016 bereits gibt es Überlegungen, sie im Altmühltal zu schützen. Das Projektgebiet von "Chance Natur- Lebensraum Altmühltal" erstreckt sich über 70 Kilometer entlang der Altmühl, von Colmberg, wo die Altmühl entspringt bis Treuchtlingen. Es geht dabei um rund 7.000 Hektar Fläche. Es ist eines der wenigen Gebiete in Deutschland, in dem noch alle neun Arten von Wiesenbrütern vertreten sind. Maßnahmen sehen vor, dass Wasser in den Wiesen aufgestaut wird, Wiesen später gemäht und weniger gedüngt werden. Die Beteiligung ist freiwillig und an Ausgleichszahlungen geknüpft. Was dem Wiesenbrüter nützt, ist auch für andere Lebewesen förderlich. Und dient, wegen der zunehmenden Trockenheit, nicht zuletzt auch dem Klimaschutz.

Die endgültige Entscheidung über das Projekt fällt am kommenden Montag in der Vollversammlung des Kreistags Weißenburg-Gunzenhausen. Die Mehrheitsverhältnisse sind knapp. Der Kreistag Ansbach hat die Beteiligung am Schutz der Wiesenbrüter bereits einstimmig abgesegnet.

Dieser Artikel ist erstmals am 20. Februar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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