Das Landgericht in Weiden
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Geld getäuschter Anleger verprasst? Landgericht prüft Anklage

Dem Landgericht Weiden steht ein großer Prozess bevor: Ein Ehepaar aus dem Landkreis Neustadt/Waldnaab soll rund 20.000 Menschen in Deutschland Genossenschaftsanteile untergejubelt und damit Millionensummen eingenommen haben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Die Richter am Landgericht Weiden überprüfen gerade eine über 1.100 Seiten umfassende Anklage der Staatsanwaltschaft Weiden gegen zwei Beschuldigte einer Wohnungsbaugenossenschaft. Ein Ehepaar aus dem Landkreis Neustadt/Waldnaab - sie Vorstand, er Aufsichtsratsvorsitzender - soll rund 20.000 Menschen in Deutschland Genossenschaftsanteile angedreht haben. Die Millionensummen, die die Genossenschaft eingenommen hat, sind allerdings nicht in Immobilien geflossen, da ist sich die Staatsanwaltschaft sicher.

Großteil des Geldes ist weg

Übrig sind bei der Genossenschaft nur mehr 500.000 Euro und eine Wohnung im Wert eines mittleren fünfstelligen Bereichs, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden, Wolfgang Voit. Die Schadenssumme beläuft sich auf 13,5 Millionen Euro, angeklagt sind aber nur neun Millionen Euro. Mitangeklagt ist auch der erwachsene Sohn der Frau aus einer anderen Beziehung.

Über Internetportal Abschlüsse untergejubelt

Die Masche: Auf einem Internetportal hätten Arbeitnehmer Abschlüsse mit der Genossenschaft gemacht, was ihnen aber gar nicht bewusst gewesen sei. Demnach seien die Abschlüsse zum Großteil auch rechtlich nicht haltbar, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Beschuldigten hätten dann ausgefüllte Formulare ihrer Opfer bei deren Arbeitgeber vorgelegt und so die Auszahlung vermögenswirksamer Leistungen an die Genossenschaft erwirkt.

Der Schwindel flog auf, als die Geschädigten den Abzug der vermögenswirksamen Leistungen von ihrem Gehalt bemerkten. Auch über Vertreter bei Arbeitgebern oder Kreditverträge habe die Genossenschaft Geld eingenommen.

Geschädigte und Verbraucherzentrale erstatteten Anzeige

Die Ermittlungen kamen ins Rollen, als einzelne Geschädigte Anzeige erstatteten. Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. erstattete Anzeige. Das eingenommene Geld soll an Angestellte der Wohnungsbaugenossenschaft geflossen sein, zum Großteil aber an eine andere Firma des Ehemannes und dessen Vertriebspartner, und soll auch privat ausgegeben worden sein. Das Ehepaar soll mit Teilen des Geldes einen aufwendigen Lebensstil finanziert haben.

Luxusauto und teure Uhren

Bei Durchsuchungen von insgesamt 30 Objekten wurden unter anderem teure Fahrzeuge, Uhren, Bargeld und Kryptowährung sichergestellt. Das angeklagte Ehepaar, eine 49 Jahre alte Frau, die als Vorstand der Genossenschaft fungierte, und ihr 53-jähriger Ehemann, der Aufsichtsratsvorsitzender war, sitzen seit einem Jahr in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch gegen weitere Beschuldigte. Diese Verfahren wurden aber abgetrennt. Nun prüft das Landgericht Weiden die Anklage und entscheidet über eine Zulassung zum Hauptverfahren.

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